Direkt zum Inhalt

Klick auf den Titel führt zur Seite und allen jeweiligen Artikeln, Klick auf das Datum direkt zu dem jeweiligen neuesten Artikel, in () die Anzahl der Artikel.

Unentschieden erpatzt

Statistisch gesehen ist unser Glück für diese Saison nun aufgebracht. Bauerneinheiten waren in diesem Kampf die heißeste Ware. Selten wechselten sie so häufig und in so großer Anzahl ihren Eigentümer. Von der zwischenzeitlichen Stellungsbewertung her dürfen wir mit unseren Unentschieden gegen Gronau mehr als glücklich sein. Mehr wäre auch ein bisschen frech gewesen.

Wir waren vor Beginn des Kampfes trotz Ersatzschwächen hochmotiviert; Davids Motivation war gar so hoch, dass er Eva und mich nach unserer Zugfahrt gleich zur Privatadresse des Gronauer Mannschaftsführers geführt hat, um dies zu demonstrieren. Der war aber schon im Spiellokal, zu dem wir uns dann hastig aufmachten. Der Vorteil war, dass Evas verstopfte Ohren auf dem Spaziergang dann frei wurden; wahrscheinlich hat ihr Gegner deswegen dann die Gewinnversuche relativ zügig eingestellt, und in einer ausgeglichenen Stellung remis vereinbart.

Stefans Partie war ein Hauen und Stechen. Nach einer etwas unkonventionellen Eröffnung gewann sein Gegner jedoch langsam die Oberhand, geriet dabei aber in Zeitnot. Diese veranlasste Stefan dazu, in einer kritischen Situation auf Zeit zu spielen, was aber nach hinten losging. Er hatte im Endspiel die Qualle weniger, und sein Gegner bewies dann gute Technik, die Gronau einen vollen Punkt brachte. Stefans Kommentar nach der Partie: »Ich kann einfach nicht spielen, wenn meine Gegner in Zeitnot kommen.«

Aarons Partie hatte der Berichterstatter nach einen äußerst ungünstigen Eröffnungsverlauf abgeschrieben: Bauer weniger, Großbauer gegen Springer, schlechte Bauernstruktur. Zu früh, wie sich zeigte! Aaron fuckelte am gegnerischen König herum. Gerade, um zu beweisen, dass nichts schwieriger ist, als eine gewonnene Partie zu gewinnen, ließ sich der Gegner dann auf die Fuckeleien ein, und übersah dann ein einzügiges Matt.

Steffen »the unbreakable«, der auch im letzten Kampf die souveränste Partie spielte, war der einzige, der sich soliden Vorteil erspielte und verwertete. Indem er konsequent auf das Endspiel setzte, gewann er in einer ruhigen Partie durch geduldiges Manövrieren zuerst einen Bauern und dann die Partie.

David war in der Eröffnung irgendwie auf Glatteis gelandet, und stand plötzlich schwer am Königsflügel unter Beschuss. Die Initiative seines Gegners belohnte er dadurch, dass er flugs die Dame einstellte. Ein weiterer Punkt für Gronau.

Der Berichterstatter hatte nach einer etwas unkonventionellen Eröffnungsbehandlung des Gegners eine vorteilhafte Stellung. Im Mittelspiel waren mehrere Stellungen kritisch, und es gab häufig mehrere Alternativen, die alle berechnet werden mussten. Der Berichterstatter entschied sich nach langem Überlegen dafür, den Vorteil aus der Hand zu geben. Am Ende kam noch die Zeitnot hinzu, und der Vorteil verflachte vollends. Die Punkteteilung wurde vereinbart.

Jörn hatte in der Eröffnung bereits einen für ihn äußerst uncharakteristischen taktischen Bock geschossen, der ihn eigentlich nach dem sechstem Zug die Partie hätte kosten müssen. Dem Berichterstatter und Lennart lief beim Anblick der Diagrammstellung an dem Nebenbrett der Angstschweiß über den Rücken.

Image removed.

Der Gegner nahm davon keine Notiz; Jörn bewies praktische Spielstärke, indem er eiskalt den glatten Verlustzug anstelle des besten, aber immer noch beschissenen Zuges Kxe7 spielte. Jörns cooler Kommentar nach der Partie: »Wenn ich in der Stellung überlegt hätte, wäre dem das sofort aufgefallen und der hätte den Bauern genommen. Daher habe ich sofort Dxe7 gezogen. Auf die andere Stellung hatte ich auch keinen Bock.« Nach dem Schreck spielte Jörn aber gelassen weiter, und da der Gegner keine sonderlichen Gewinnversuche unternahm, lehnte Jörn wiederum knallhart das Remis ab und erspielte sich am Schluss sogar eine leicht vorteilhafte Stellung. Diese wurde dann aber Remis. So hold waren uns Fortuna und Caïssa dann doch nicht.

Lennart hatte am ersten Brett mit der langjährigen Eröffnungserfahrung seines Gegners im Benoni zu kämpfen. Letzterer vermied aber schärfere Varianten, die in der Analyse zum Vorteil von Schwarz geführt hatten, und die Stellung verflachte. Nachdem Lennart eine Möglichkeit, um Vorteil zu spielen, dann im 40. Zug ausließ, verflachte die Stellung zum Remis.

***

Insgesamt ist die Häufung von Schnitzern in diesem Kampf relativ erstaunlich. Der Berichterstatter vermutet, dass die Spieler gerne im Aufgabenteil der JugendSchach aufgenommen werden unter den Stellungen, die der Schwierigkeitsstufe »Springer« entsprechen.

**

Thomas Kubo